Endlich sitzen sie wieder da, die Studierenden – wenn auch mit Abstand und Maske. Und endlich schwatzen und diskutieren sie wieder in den Gängen – wenn auch hauptsächlich noch über die Impfung. Wir in der KV Business School Zürich freuen uns, dass allmählich wieder Leben ins Gebäude kommt. Und wir machen uns Gedanken, wie der Unterricht in Zukunft aussehen wird.
Es gibt kein zurück
Noch ist vieles anders: Es sind noch nicht alle Klassen vor Ort. Und in der Regel übertragen die Dozierenden den Unterricht gleichzeitig über Zoom für diejenigen, die noch nicht in den Präsenzunterricht kommen können oder wollen – wir nennen das hybriden Unterricht. Dieser ist für alle Beteiligten anspruchsvoll, müssen die Dozierenden doch gleichzeitig im Unterrichtszimmer als auch auf dem Sofa bei den Teilnehmenden zuhause präsent sein und nicht nur den Stoff, sondern auch die Technik im Griff haben. Im Moment ist das sicher ein pragmatischer und den unterschiedlichen Ansprüchen bestmöglich genügender Weg. Auf die Dauer sind wir aber gefordert, ein stabiles Unterrichtssetting für die Normalität der Zukunft zu etablieren. Dabei ist eins sicher: Der Unterricht wird nicht mehr so sein wie vor Corona. Denn wir alle haben uns verändert und mit uns unsere Erwartungen. Eine Studierende brachte es bei einer Umfrage auf den Punkt: „Ich habe den Fernunterricht schätzen gelernt und möchte ihn nicht mehr gegen reinen Präsenzunterricht tauschen.“
Was kommt? Was geht?
Sich bei der Arbeit aus- und gleich bei Zoom zum Unterricht einloggen, ohne zeitraubenden Weg? Im Garten sitzen und dem Unterricht folgen? In der Pause schnell die Wäsche aufhängen oder besser noch den Apero vorbereiten? Die Ortsunabhängigkeit ist ein unbestrittener Vorteil des Fernunterrichts. Und viele haben sich daran gewöhnt – nicht nur die Studierenden, sondern auch die Dozierenden. Schauen wir etwas genauer hin, zeigt sich ein weiterer, etwas weniger offensichtlicher Gewinn: Am Bildschirm muss man stärker um die Aufmerksamkeit buhlen als im Unterrichtszimmer, wo oft schon der Blickkontakt oder eine unerwartete Bewegung genügt. Entsprechend muss durch eine gut strukturierte und methodisch durchdachte Unterrichtsgestaltung das Interesse der Studierenden aufrechterhalten werden. Und diese Gedanken, die wir uns zu „gutem Unterricht“ gemacht haben, werden nicht einfach vergessen gehen.
Es gibt nicht DAS Unterrichtssetting der Zukunft
So viel Flexibilität wie möglich und Präsenzunterricht, für den es sich lohnt, den Weg auf sich zu nehmen. Die Zauberformel klingt einfach, die Umsetzung kann auf viele Arten erfolgen, Hauptsache, sie ist überlegt und begründet. So bedeutet Blended Learning bei uns zum Beispiel, dass Präsenzunterricht durch Online-Phasen ersetzt wird, wenn es um die blosse Stoffvermittlung geht, und der Präsenzunterricht in der Regel dem Austausch, der Vertiefung, Verknüpfung und Übung gilt. In einem anderen Bildungsgang werden Lektionen zugunsten von individueller Vorbereitungszeit gekürzt, wodurch im Präsenzunterricht auf selbst erarbeitetem Wissen aufgebaut werden kann.
Die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass der Unterricht anders aussehen kann und in Zukunft auch muss, als wir es gewohnt waren. Herauszufinden, wie viele Lektionen mit welchem Inhalt in welcher Form nötig sind, um die Ziele bestmöglich zu erreichen, gleichzeitig den künftigen Bedürfnissen zu entsprechen und das Ganze nachvollziehbar zu kommunizieren, darin liegt nun die grosse Herausforderung für alle Bildungsinstitutionen. Es bleibt spannend.
Übrigens: Auf www.unterrichtgestalten.ch finden Sie eine Auswahl an digitalen Tools für den Unterricht.
Zur Autorin:
Jilline Bornand ist Dozentin und Leiterin Lerninhalte an der KV Business School in Zürich.
Links:
unterrichtgestalten.ch
kvbusinessschool.ch