Fernunterricht: Wie bleibt der Unterricht spannend?

Tipps: Wie bleibt der Fernunterricht spannend?

Lesedauer: 3 Minuten

Der Fernunterricht ist zur neuen Normalität geworden. Ein ganzes Jahr im Wechsel zwischen Online- und Präsenzunterricht – das geht nicht ohne Spuren an uns vorbei. Die Aufmerksamkeit der Studierenden nimmt ab – der Online-Unterricht ermüdet.  Was können wir als Dozierende tun, um das Interesse der Studierenden aufrechtzuerhalten?

Wir schauen mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Jahr und die nahe Zukunft. Auf der einen Seite sind da Stolz und die Überzeugung, dass nach wie vor ein solider und zielführender Unterricht möglich ist. Auf der anderen Seite die Einsicht, dass die für die Motivation so essenziellen Emotionen über den Bildschirm nur schwer zu wecken sind und ein spontaner Austausch erschwert wird. Wir kennen es von den Sportveranstaltungen vor leeren Rängen. Die Stimmung ist eher flau – und so sitzen wir entsprechend emotionslos auf dem heimischen Sofa vor dem Bildschirm.

Wichtiger denn je: packender Unterricht

Was können wir tun, um im Unterricht das fehlende physische Miteinander zu kompensieren und das Interesse der Studierenden aufrechtzuerhalten? Inhalte und Lernziele sind gegeben. Also müssen wir an der Vermittlung arbeiten. Sprich: Wir müssen uns überlegen, wie wir eine Unterrichtseinheit so fassbar, abwechslungsreich und nachvollziehbar wie möglich gestalten.

Fernunterricht: Wie bleibt der Unterricht spannend?

Ein Beispiel: Unterricht nach dem AVIVA-Modell

AVIVA steht für die Anfangsbuchstaben einzelner Unterrichtsphasen: Ankommen – Vorwissen abholen – Informieren – Verarbeiten – Auswerten.

  • Ankommen: Geht man in die Schule, überlegt man sich vorher, welche Fächer anstehen und welche Materialien entsprechend eingepackt werden müssen. Ausserdem tauscht man sich beim Ankommen automatisch mit den Mitstudierenden aus: „Hatten wir Ufzgi?“ „Was steht heute an?“ „Das Drei-Phasen-Modell habe ich noch nicht kapiert.“ … Klickt man von zuhause aus auf einen Zoom-Einladungslink, fällt das alles weg. Deshalb ist umso wichtiger, die Studierenden im Fernunterricht zu Beginn abzuholen. Dazu eignet sich zum Beispiel eine Kurzumfrage über Mentimeter, an der alle anonym per Smartphone teilnehmen können. Auch das Aufzeigen der Lernziele gehört zu dieser Phase.
  • Vorwissen aktivieren: Menschen können sich Neues leichter einprägen und merken, wenn es auf Bekanntem aufbaut. Die Anknüpfung an bereits Gelerntes oder an Erfahrungen der Studierenden unterstützt daher den Lernprozess. Eine digitale Möglichkeit ist hier z.B. ein Padlet, auf dem die Studierenden ihre Assoziationen zu einem Begriff notieren.
  • Informieren: Zu jeder Unterrichtseinheit gehört die Informationsvermittlung, ein theoretischer Input. Oft wird dabei über Zoom eine PowerPoint-Präsentation gezeigt. Die Dozentin ist dann nicht oder fast nicht mehr sichtbar. Es ist schwierig, solchen emotionsarmen Ausführungen über längere Zeit zu folgen. Deshalb sollte ein Input möglichst kurz sein und Fragen sollten gestellt und zugelassen werden. Dabei sollten alle Teilnehmenden sichtbar sein.
  • Verarbeiten: Die Dozierenden müssen während ihres Inputs darauf vertrauen, dass die Studierenden zuhören und verstehen. Stirnrunzeln und fragende Blicke sind über den Bildschirm kaum wahrnehmbar. In der Verarbeitungsphase geht es darum, das Gehörte zu festigen und anzuwenden. Dazu bieten sich im Fernunterricht insbesondere die digitalen Gruppenräume an, in denen sich die Studierenden austauschen können – ohne dass der Dozent mithört. Auch Quizzes, die mit dem Smartphone gelöst werden können, wie z.B. Kahoot, aktivieren und motivieren – und werden gern gespielt.
  • Auswerten: Im Präsenzunterricht kommt es vor, dass man den Studierenden noch einen Nachbereitungsauftrag erteilt, während sie schon am Zusammenpacken sind oder bereits an der Tür stehen. Im Fernunterricht ist das nicht möglich. Ausgeloggt heisst nicht mehr erreichbar. Umso wichtiger ist es, eine Unterrichtseinheit geplant zu beenden, z.B. mit einer Zusammenfassung in Form eines Mindmaps und dem Ausblick auf das nächste Mal.

Mehrwert durch Planung

Ein Vorteil des AVIVA-Prinzips oder anderer Modelle: In Phasen zu planen führt automatisch zu mehr Abwechslung. Die ist dringend nötig, damit alle engagiert am Ball bleiben.

Übrigens: Die hier genannten und viele weitere digitale Unterrichts-Tools sind auf www.unterrichtgestalten.ch beschrieben.

Zur Autorin:
Jilline Bornand ist Dozentin und Leiterin Lerninhalte an der KV Business School in Zürich.

Jilline Bornand - Fernunterricht in der Weiterbildung

Links:
unterrichtgestalten.ch
kvbusinessschool.ch

 

 

Newsletter
Unser Newsletter informiert Sie regelmässig über 
aktuelle Angebote, Neuigkeiten und Veranstaltungen.

Gerne halten wir Sie über Neuerscheinungen, Expertentipps, Veranstaltungen & Trends auf dem Laufenden.